Philosophie

Reiten ist ein Balanceakt

… für das Pferd wie für den Reiter.

Steigt der Reiter in den Sattel, so bringt er das unvorbereitete Pferd aus seinem natürlichen Gleichgewicht. Nicht nur physisch, sondern als Flucht- und Beutetier auch psyschisch. Ziel der Pferdeausbildung sollte daher stets sein, das natürliche Gleichgewicht des Pferdes möglichst zu erhalten und es im Ausbildungsverlauf weiter zu schulen. Nötig ist hierfür auch ein vertrauensvolles und wohlgemutes Pferd . Nur so kann der Körper optimal funktionieren und das Pferd wird stolz und schön seine Aufgaben für uns verrichten können, ohne frühzeitigen Verschleiß zu erleiden.

Bei der Unzahl an verschiedenen Rassen und Zuchtzielen unserer heutigen Freizeitpferde, erscheint es vermessen, in festen Schemata denken zu wollen. Das Ziel ist dennoch immer dasselbe, ein seinen Möglichkeiten entsprechend versammeltes, in seinen faszialen Strukturen federndes und motiviert mitarbeitendes Pferd. Die Wahl der hierfür dienlichen Lektionen und auch die Dauer der Ausbildung bestimmt stets das Pferd! Sein Körperbau, sein Charakter, seine bereits erworbenen Baustellen.

Welche schweren Lektionen ein Pferd beherrscht wird zweitrangig, wenn man nach Balance und Harmonie strebt.

Mit Balance und Harmonie sind schwere Lektionen auch für Pferde ohne Hochbegabung erreichbar!

Voraussetzung ist stets ein Reiter, der ebenfalls über ausreichend Balance im Sattel und Bewegungsgefühl verfügt. Ohne diese beiden Skills wird er kein Gefühl für Verbesserungspotentiale im Bewegungsablauf erspüren, und einfühlsame, punktgenaue sowie wohldosierte Hilfen geben können. Nur so kann das althergebrachte Ideal der Verschmelzung von Pferd und Reiter zu einer Einheit, zu einem biotensegralen System, erreicht werden. Meist nur für Momente, die aber immer das angestrebte Ziel unserer Reiterei sein sollten.

Gutes Reiten ist irgendwann eigentlich fast nur noch die Arbeit mit und an dem eigenen Körper und die daraus resultierenden Auswirkungen auf den Pferdekörper. Je leichter und feiner Reiten aussieht, umso anspruchsvoller ist es!

Ein Reiter, der nicht zur Last für sein Pferd werden möchte, muss also stets die Bereitschaft mitbringen, vor allem an sich selbst zu arbeiten. Auch beim Menschen sind Geist und Körper eine Einheit. Frust, Stress oder Ungeduld sind hinderlich und gehören nicht in den Sattel. Der Reiter sollte stets die eigenen Befindlichkeiten kontrollieren können, um eine angenehme Arbeitsatmosphäre herzustellen.

Nur mit Balance kann Reiten zum Tanzen werden, mit einem stolzen und leichtfüßigen Pferdepartner, den man nicht brechen und unterjochen muss.