Meine Pferde

Unsere Pferde sind unsere größten Lehrmeister. Nicht nur in reiterlicher Hinsicht. Deshalb möchte ich hier gerne ein wenig über die meinigen und unseren gemeinsamen Weg schreiben.

Das Fräulein Krawallitano

2015 machte ich mich wieder auf die Suche nach einem Nachwuchspferd und habe diesmal erstaunlicherweise genau das mitgebracht, was ich schon immer haben wollte. Fabiola ist sozusagen mein erstes Wunschkind! Zugegebenermaßen hatte ich nicht so ganz mit der Lieferung eines hochsensiblen 700PS Stierkampf-Ferraris gerechnet. Kaum denkt man, für jedes Pferd ein Rezept parat zu haben, schon bekommt man eine Lola zugelost, die einen erneut über den Tellerrand blicken lässt.

Lola stammt vom renommierten Lusitanogestüt “La Perla”, etwas nördlich von Madrid, wo sie in einer großen Stutenherde sehr naturbelassen aufwachsen durfte. Ich habe sie fünfjährig dort gekauft, sie war gerade angeritten, noch ganz grau und unglaublich niedlich, wie ich fand. 

In Deutschland bildete ich sie dann weiter aus und dachte irgendwann, ich sei die unfähigste Pferdetrainerin überhaupt. Lola ist ein ausgesprochen menschenbezogenes und geradezu arbeitswütiges Pferd. Zugegeben mit mehr als ausreichend Temperament, Reaktionsgeschwindigkeit und Kampfgeist ausgestattet, aber stets bemüht es ihrem Menschen recht zu machen. Unterm Sattel kamen wir leider irgendwie so gar nicht voran. Sie war explosiv und spannig, hatte Probleme mit dem Galopp, war kaum zu bremsen und regelmäßig völlig außer sich.

Also ließ ich sie durchchecken und bekam Anfang 2017 die niederschmetternde Diagnose Spondylarthrose an den letzten Brustwirbeln. Ob das mit der Reitpferdekarriere jemals was werden würde, stand in den Sternen. Ich sah mein hochtalentiertes Traumpferd schon auf der Frührentner-Koppel stehen.

Mit viel Ausgleichsarbeit am Boden und Physiotherapie konnte ich sie zwar auch reiten, aber so richtig befriedigend war es irgendwie nicht. Ist halt so wie`s ist, dachte ich, und landete 2019 schließlich in der Hallenwand. Eine Knie-OP folgte und 9 Monate Reitpause. Danach waren wir dann beide traumatisiert. Wenn ich auf meinem Traumpferd sitzend nur an den Galopp dachte, konnte ich die Panik in mir aufsteigen fühlen und war völlig blockiert. Doofes Gefühl, auch für die arme Lola, deren Kompensationsfähigkeiten für dilettantische Reiter extrem schlecht ausgebildet sind.
Wir kämpften uns da so irgendwie durch, ich überlegte mir ernsthaft, ob ich sie in Reit-Rente schicken soll und beschloß schließlich das mit Konstanze Kopta alles nochmal neu zu von vorne aufzurollen.

Da musste ich mich erstmal wieder raus arbeiten, und dachet auch schon ernsthaft darüber nach, Lola in Reitrente zu schicken.

Letztlich habe ich noch einmal

Meinen hyperaktiven Kampf-Flummi in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen und freundlich aber konsequent das Rumflitzen und Rumhampeln zu unterbinden, fordert nicht nur all mein Wissen und Können, sondern hat mich erneut einen Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand werfen lassen. Kaum denkt man, so langsam für alles ein Rezept zu haben, schon läuft einem eine Lola über den Weg ;o)

Ich probierte viele aus, konsultierte verschiedene Trainer, konnte zumindest reiten und unter Berücksichtigung ihrer Baustellen alles machen, aber wirklich befriedigend war nichts so recht. Der Galopp versetzte uns letztlich beide regelmäßig in Panik, 2019 stürzte ich dann von Lola, landete in der Hallenwand und musste am Knie operiert werden. 9 Monate konnte ich nicht reiten und danach waren wir beide so richtig nachhaltig traumatisiert.

Eher zufällig hatte ich bereits zuvor einen Kurs bei Konstanze Kopta geritten, was ein rechter Augenöffner für mich war.

Glücklicherweise habe ich sie mittlerweile sehr stabil bekommen und kann eigentlich alles mit ihr machen. Man muss nach wie vor etwas Rücksicht auf ihre Befindlichkeiten nehmen und sehr korrekt arbeiten, aber es geht beständig voran.

Lola hat ein enormes Talent für die Versammlung und hat mir unterm Sattel schon erste Piaff-Tritte geschenk. Ich bin ganz zuversichtlich, dass wir hier noch einiges mehr erreichen können. Zirkus Lektionen sind mit solche einem Pferd natürlich easy und im Gelände war sie von Anfang an sehr taff und souverän unterwegs. Wir haben auch schon einige Wanderritte gemeinsam erleben dürfen.

Lola ist mein Herzenspferd! Auch wenn unser bisheriger Weg recht turbulent war und ich zwischenzeitlich sehr an meinem Können gezweifelt habe, bin ich sehr glücklich mit ihr!

Mal sehen, wo unser gemeinsame Reise noch hinführt. Dank Atses fleißiger Vorarbeit sehe ich recht entspannt und ohne zu viel Ehrgeiz entgegen.

Fabiola (Lola)

Rasse:            Lusitano

geboren:         2010

Vater:              Ortega von Novilheiro

Mutter:            Samarra von Ladino 

Carlijn (Biene)

     Rasse:            Welsch Mix

    geboren:         2018

das Mini-Krawalli

“Man ist ja nie zu alt für sein erstes Pony” dachte ich im Januar 2021, nachdem Atse gestorben war und Lola wieder Gesellschaft brauchte. Mitten in der Pandemie konnte man nicht reisen und ich war auch emotional noch nicht wirklich reif für ein neues Reitpferd. Also ging’s auf Ponykauf um die Ecke, mit der Option einer Zwischenlösung. Aber mittlerweile hat sich die kleine Kröte eine Familienmitgliedschaft erarbeitet.

Sie war schon recht mickerig, ziemlich verbaut, mit einem komischen Rücken und völlig überdreht. Aber egal, das Kirschaugenpony-Gesicht und ihre frechdreiste Art ließen einen das viel zu schnell vergessen, und mit 115 kann ich sie ja eh nicht reiten, also Gebäude nicht ganz so wichtig.
Als ich den Pass bekam, stutzte ich schon etwas, sie sollte 5 im Kaufjahr werden, ich dachte eigentlich 4. Letztlich spuckte sie mir Zuhause gleich die mittleren Schneidezähne vor die Füße. Sie wurde also erst 3.

Ich schluckte meinen Zorn hinunter, kein Wunder, dass das als Kinderpony nicht funktioniert hatte, und beschloss, das sie als Erwachsenenspielzeug und Rasenmäher trotzdem gut bei mir aufgehoben ist und nicht nochmal umziehen muss – auf eine Koppel mit vielen Kumpels, wo ein Pferd in diesem Alter meiner Meinung nach hin gehört!

Nachdem sie ein Jahr Kindheit nachholen durfte, ist aus dem überdrehten spirelligen Brummkreisel mittlerweile eine sehr selbstbewusste junge Göre geworden, und auch am Gebäude hat sich einiges verwachsen. Sie schreit aber schon eher nach der Deichsel und ich habe auch mit der Vorarbeit fürs Fahren begonnen.
Biene kann aber auch Lesen und Schreiben und lernt Zierkus-quatsch in Rekordzeit. Als Handpferd und Packpony ist sie im Gelände mit dabei. Und natürlich wird sie auch gymnastikzierend an der Hand und an der Longe gearbeitet.

Mal sehen, was sie noch so alles auspackt, im Moment lassen wir es altersgemäß noch sehr langsam angehen. Aber sie wird immer stabiler und konzentrationsfähiger.

Der Herr Pummel

Atse war eine Bestellung and Universum, und die muss man dann ja auch annehmen. Nachdem ich schon eine ganze Weile wenig erfolgreich nach einem neuen Pferd gesucht hatte, beschloss ich einfach zu warten, was vom Himmel fällt. Ein Tag später kam ein Anruf und es fiel ein Atse!

Nachdem ich eigentlich nie einen Friesen wollte, konnte ich 2009 schließlich den zweiten Vertreter dieser Rasse mein Eigen nennen – und ich muss offen zugeben, dass ich sehenden Auges das Projekt Atse in Angriff genommen habe. Ich hatte ihn nämlich bereits zuvor in Teilberitt und wusste, dass ihn das Wort “energieeffizient” am besten beschreibt. Dabei war er hochsensibel und eher introvertiert. Meistens zuckersüß, aber wenn es nicht nach seinen Vorstellungen ging, konnte er auch mal recht aufbrausend werden. Insgesamt eine sehr spezielle Mischung, auch wenn man seine Achillessehne erkannt hatte: Lob, Leckerlies und ganz viel Bewunderung.

Ich habe irgendwann beschlossen, mein friesisches Energiesparmodell als persönliche Herausforderung zu sehen. Allein schon seinen bandscheibenvernichtenden Trab zu sitzen, verlangte mir stets einiges ab und war ohne eingehende Weiterbildung in Sachen Reitersitz nicht möglich.
Atse läuterte meinen Ehrgeiz und zwang mich an meiner inneren wie äußeren Balance zu arbeiten. Er erdet mich regelmäßig und gründlich! Wir haben eine ganze Weile gebraucht, aber letztlich haben wir uns sehr gut zusammen gerauft. Sein Verlust schmerzt sehr!

Nur 20 Jahre ist mein Atse alt geworden, ich hätte ihm sehr gerne noch ein paar Jährchen länger seine Rente gegönnt. Er war noch so munter und stand super da, trotzdem erlag er leider der allererste Kolik seines Lebens. 

Jetzt steht er auf einer anderen Bühne dekorativ umher, seine bekennende Lieblingsbeschäftigung. Und mir bleiben nur die vielen Erinnerungen an bewegte 14 gemeinsame Jahre. Wir waren viel zusammen unterwegs, egal ob auf Kursen, Shows, Wanderritten oder sogar auf der Opernbühne. Damensattel, Halsringreiten, Langzügel, Freiarbeit … wenns denn unbedingt sein musste, hat er gnädig fast alles für mich getan. 

Danke lieber Atse für die harte Schule, durch die du mich geschickt hast. Und ebenfalls danke dafür, dass ich so viele Dinge von dir lernen durfte, die ich eigentlich gar nicht vor hatte zu lernen.

Atse

     Rasse:            Friese

                            2000 – 2020

     Vater:              Thomas

     Mutter-Vater:   Namen

Baukje (Rabaukje)

     Rasse:            Friese

                           1992 – 2015

     Vater:              Doeke

     Mutter-Vater:   Lammert

Baukje

Baukje lernte ich 1999 kennen, als ich eine Reitbeteiligung an ihr übernahm. Sie war ein Jahr zuvor mit dem 4. Fohlen trächtig aus den Niederlanden nach Deutschland verkauft worden, es folgte noch ein 5. Fohlen.
Baukjes Karriere als Reitpferd begann erst achtjährig in Deutschland, zuvor war sie nur gefahren.

Als sie dann wieder verkauft werden sollte stand für mich fest, dass ist absolut nicht das, was ich wollte. Mir schwebte eher ein hochtalentierter iberischer Hengst vor, aber keine langrückige und kurzhalsige schiefe Zuchtstute. Ich wurde dann aber praktischerweise sozusagen mit verkauft und durfte sie weiter reiten. 2005 kaufte ich sie dann schließlich doch. Eine sehr gute Entscheidung, die ich nie bereut haben.

Baukje hat mich sehr souverän durch meine reiterlicht Sturm und Drang Zeit getragen, uns ist erstaunlicherweise beiden nie etwas passiert.
Dabei war sie alles andere als eine Schlaftablette. Sehr temperamentvoll und arbeitswillig hat sie eigentlich immer ihr bestes gegeben. Obwohl ihr Gebäude das Kutschpferd nicht verleugnen konnte, haben wir unterm Sattel durchaus einiges erreicht. Heute würde ich vieles anders und sicher auch besser machen, aber ich bezweifele nicht, dass wir trotzdem viel Spaß miteinander hatten.

Mit Baukje begann ich, nach dem geordneten Fleischtranspot im Reitverein, mich mit der Reiterei eingehender zu beschäftigen. Ich nahm Einzelstunden, besuchte Kurse, wir traten in Quadrillen auf und schnupperten Turnierluft.

Ihr Rpertoire reichte von einer ganz ordentlichen Piaffe bis hin zu beißen auf Kommando. Bis zu letzt hat sie mich als Handpferd ins Gelände begleitet und von jedem verfügbaren Zweibeiner mit ihren Zirkustricks Leckerlies erpresst.

Am 25. Februar 2015 hat mich mein “Popo-Zuhause-Pferd” für immer verlassen. Ich vermisse sie sehr und sie wird immer ein Platz in meinem Herzen haben.

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